sagt Alice Harnoncourt, wenn sie über die Herausforderungen als Geigerin spricht. 62 Jahre hat sie beim Concentus musicus Wien mitgespielt, von der Gründung bis zum letzten Konzert unter der Leitung ihres Ehemannes Nikolaus Harnoncourt mit Ludwig van Beethovens Missa solemnis in Salzburg. Wenn Alice Harnoncourt heute davon erzählt, klingt das so aufregend, als sei sie noch mittendrin, in der Entdeckergemeinschaft. Die Freude am Entdecken ist ihr geblieben, auch nach dem Tod des Ehemannes im März 2016, mit dem sie fast 64 Jahre verheiratet war. Und die Erinnerungen. Sie entdeckt sie wieder, beim Sortieren und Stöbern, in alten Partituren und in der zahlreichen Büchern. Es war wunderschön, Alice Harnoncourt im Attergau zu besuchen, auf dem alten Pfarrhof, wo ich einige Male mit Nikolaus Harnoncourt sprechen konnte (u.a. über die ihn beglückende Zusammenarbeit mit Lang Lang in Mozarts-Klavierkonzerten).

Alice Harnoncourt erzählt wunderbare Geschichten. Sie erzählt, wie sie den aufregenden Klang der alten Instrumente wieder entdeckten, erinnert sich an seltsame Erlebnisse mit Instrumentenbauern und den schönen Schock, zum ersten Mal einen Countertenor zu hören (Alfred Deller) und an die Entdeckung der Freiheit bei Monteverdi.

Olaf Wilhelmer von DLF Kultur hat vorgeschlagen, die Sendung vom Mai 2018 aus Anlass des 90. Geburtstages von Alice Harnoncourt zu wiederholen, und wir mussten aus erfreulichem Anlass einen neuen Rahmen drumherum erzählen: Alice Harnoncourt hat in diesem Jahr ihr drittes Buch nach dem Tod ihres Mannes herausgegeben. Dieses Mal heißt es schlicht: „Über Musik“ (Residenz-Verlag). Es bringt einen wieder dazu, noch mal in den Schriften zu stöbern und die Aufnahmen zu hören, zu erkennen, wo der Massstab für die Aufführung der Musik von Monteverdi, Bach, Beethoven, Schumann und viele andere lag und liegt! und auch über die radikalen Gedanken zur Musik und ihrer Aufführungspraxis, die heute nach wie vor herausfordern, konnte ich mit Alice Harnoncourt ganz aktuell sprechen! Natürlich bin ich dieses Mal nicht zu ihr auf den alten Pfarrhof gefahren, aber ich habe sie auf dem Festnetz angerufen und ihre Tochter Elisabeth von Magnus hat das Gespräch mit dem Handy aufgezeichnet und mir geschickt. So können also Sie der aktiven 89-jährigen quasi persönlich begegnen und auch das in wunderbarer Tonqualität auf DLF Kultur hören! Sonntag, 20. September, 15-17 Uhr!