Die Komponistin Rebecca Saunders (geb. 1967 in London) bekommt am Freitag den mit 250.000 € dotierten Ernst von Siemens Musikpreis.

„Komponieren ist schwierig“, sagt die begabte Komponistin Rebecca Saunders und tut nichts lieber als das. Die britische Komponistin ist in einem Haushalt mit vier Klavieren aufgewachsen und natürlich wollte sie da musikalisch teilhaben. Geige hat sie studiert und Komposition, promoviert bei Nigel Osborne und ist an die Hochschule nach Karlsruhe gegangen zum Komponisten Wolfgang Rihm. Dort erlebte sie ein Gefühl großer Freiheit. „Wenn man sich das erste Mal ins Ausland begibt, ist man befreit. Am Anfang ganz am Rand der Gesellschaft zu sein, befreit von allen Normen und allen Erwartungen.“

Musiker lieben sie, weil sie in intensiven Proben mit ihr neue Klänge auf ihrem Instrument entdecken und diese dann später bei der Aufführung ihre ganze Poesie entfalten dürfen. Dafür rechnet Rebecca Saunders akribisch die Raumakustik aus, misst und forscht und feilt immer neu an Details und Überraschungen: hier ein erdiger Holzklang, dort der zarte Hauch einer Spieluhr und hinter allem ein fantastisches System unsichtbarer Fäden, die das Publikum sehend, hörend und manchmal auch gehend durch Klangräume bewegen.

Rebecca Saunders hat „durch ihre Klangsprache  sichtbare  und bedeutende Spuren in der Musikgeschichte der Gegenwart hinterlassen“, erklärt die Jury.

Sie ist eine gefragte Professorin, Ehefrau und Mutter und sieht es weniger als Engpass denn als Chance, ihre Zeit klar einzuteilen und effektiv zu arbeiten, mit einem starken Gefühl von Freiheit. Und natürlich zählt sie auf Intuition. „Intuition ist ein ganz komplexes Phänomen, das sehr sehr viel mit Erfahrung zu tun hat. Es hängt damit zusammen, was man in sich gespeichert hat. … In dem Moment, in dem ich eine notwendige Entscheidung treffe beim Komponieren, kommt diese Entscheidung aus der Gewissheit: Ich kenne mein Material, ich weiß, was ich mit meinem Klang machen will, ich weiß, wo es hinführt, ich weiß, wo es herkommt, ich weiß, wie es gerahmt werden soll, und es kann nur zu 100% genau so auf dem Papier sitzen!“