Sie spielt atemberaubend – so jedenfalls die Wirkung auf Hörerinnen und Hörer und hat im letzten Jahr von der Fachgruppe E-Musik des deutschen Komponistenverbandes die FEM Nadel für besondere Verdienste um die Neue Musik bekommen. Die in Cincinnati/Ohio geborene erfolgreiche Musikerin lebt seit 1974 in Deutschland und hat noch bei Aurèle Nicolet studiert. Ihr Ton ist betörend, er singt und tanzt, er kann erschrecken und umschmeicheln und einfach alles, was die Flötistin ihm zumutet.

In meinem Gespräch mit der Ausnahmeflötistin geht es unter anderem um den sagenumwobenen Giacinto Scelsi (Giacinto Francesco Maria Scelsi d’Ayala Valva 1905-1988), in dessen fürstlicher Villa in Rom Carin Levine häufig zu Gast war. Sie mag die fantasiegetriebene Legendenbildung um ihn nicht. Das Mysterium, sagt Carin Levine, findet man nicht in der Biographie, das Mysterium liegt in der Musik! Aber man sollte als Interpret schon die Gedankenwelt des Komponisten kennen und wissen, dass Scelsi auch Gedichte geschrieben hat, oft nach Nepal reiste und Buddhist war.

„Es ist so ein Luxus, mit einem lebendigen Komponisten zu arbeiten…vor allem einfach ein tolles menschliches Erlebnis.“ erklärt Carin Levine. Bis heute ist ihre Lieblingsfrage an jeden Komponisten und jede Komponistin „Hast Du etwas für die Flöte geschrieben?“