In die erste Liga der Dirigenten führte Kent Nagano der monatelange Aufenthalt bei Olivier Messiaen (1908-1992) in Paris. Der Dirigent aus Kalifornien begriff, dass er vieles lernen musste. Er war 1982/83 als Assistent zu Seiji Ozawa für die Uraufführung der Oper „Saint François d’Assise“ nach Paris gekommen. „Es war nicht mehr möglich, Messiaens Musik nur aus den Augen einer amerikanischen Perspektive zu betrachten. Das war nicht genug: Ich musste Französisch lernen, nicht nur gut, sondern wirklich fließend sprechen. Ich musste die französische Musikgeschichte wirklich tief kennenlernen und die französische Literatur und auch noch mal die Bibel anschauen. All diese Perspektiven sind notwendig für einen Musiker. Man kann aus einer Region kommen, wie den USA, aber für Musik wie die von Messiaen und das große Repertoire muss man bereit sein, viel tiefer zu gehen und Grenzen einfach kaputt zu machen, und in diesem Sinne war das wie eine enorme Tür, die plötzlich geöffnet war.“

Mehr aus dem Gespräch mit Kent Nagano und Musik aus der Oper von Olivier Messiaen können Sie in der Sendung „Neue Musik“ auf NDR Kultur hören.

Kent Nagano (u.a. Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper) ist derzeit bei seiner Familie, zu Hause in Paris. Gemeinsam haben seine Frau, die Pianistin Mari Kodama und seine Tochter, die Pianistin Karin Kei Nagano ein Ritual entwickelt: sie spielen ein Mal in der Woche gemeinsam kleinere Stücke von Johann Sebastian Bach am Klavier. Ob Sie den Impuls aufgreifen und die Stücke selbst spielen oder die Musik auf CD hören, Kent Nagano hat die Erfahrung gemacht, „das bringt immer neue Perspektiven und neue Hoffnung“.