„Ich glaube, dass man den Leuten, die selbst feurig denken, dass das sehr wichtig ist, dass es solche Leute gibt, denn das regt andere auch an, neu zu denken und sich Gedanken zu machen. Nicht nur einfach abzuliefern, was man eh schon weiß, sozusagen. Das ist ja sehr wichtig!“ sagt Alice Harnoncourt, die in diesem Jahr das dritte Buch nach dem Tod ihres Mannes Nikolaus Harnoncourt (6. Dezember 1929 – 5. März 2016) herausgegeben hat. „Über Musik“ heißt es, Untertitel „Mozart und die Werkzeuge des Affen“.
Alice Harnoncourt spielte von der Gründung bis zum letzten Konzert von Nikolaus Harnoncourt, Beethovens Missa solemnis bei den Salzburger Festspielen (2015) beim Concentus musicus Wien mit, davon 32 Jahre als Konzertmeisterin und war fast 64 Jahre mit Nikolaus Harnoncourt verheiratet. Sie hat an der Entwicklung der Aufführungspraxis von Musik mitgewirkt, die gerade auch Nikolaus Harnoncourt und der Concentus musicus Wien entscheidend verändert haben.
Messerscharf hat Alice Harnoncourt für das aktuelle Buch Reden und Vorträge ausgesucht, die heute noch Sprengstoff besitzen, die Lust machen, noch einmal zu den Büchern und Schriften und Aufnahmen von Nikolaus Harnoncourt zu greifen, noch einmal nachzulesen und nachzuhören. Es mach Spaß und lohnt sich, nicht nur, weil viele seiner Anregungen noch lange nicht überall verstanden werden. Nikolaus Harnoncourt besaß eine ganz besonderes Talent, die Erkenntnisse nachvollziehbar und überzeugend zu vermitteln. Sehr pointiert und mit Humor. „Ja er hat sich sehr gut und direkt und verständlich ausgedrückt. Ich meine, es werden ja sehr oft musikwissenschaftliche Erkenntnisse dargestellt, und eigentlich weiß man nicht so genau, was das soll! Und bei ihm ist ja – finde ich – immer die Verbindung von Praxis und Wissenschaft ganz stark vorhanden und die spürt man auch! Außerdem war er in der Lage, das auch gut auszudrücken und das fand ich eigentlich immer überzeugend.“ Geschichten und Erkenntnisse von und über Alice Harnoncourt, nachzuhören in den Interpretationen auf DLF Kultur.