Joseph Beuys 100

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Joseph Beuys 100

11. Mai 2021 @ 21:00 - 22:00

Nie werde ich vergessen, wie mein Vater – Fahrsteiger auf der Kokerei 4/8 in Duisburg – Anfang der 80er Jahren gelacht hat, als er sah, wie Joseph Beuys dem toten Hasen die Kunst erklärte. Die anschließenden Gespräche waren unvergesslich tief und heiter. Selten habe ich so intensiv mit jemandem über  Kunst und Kommunikation gesprochen.

Der Mann mit dem Hut und den markanten Materialien, Fettecken, Filz und dem toten Hasen, dem er die Kunst erklärt, das alles sind Bilder, die sich festgesetzt haben. Ein Trauma hatte sein Leben bestimmt, Beuys wurde im Winter 1944 auf der Krim mit seinem Flugzeug abgeschossen.

Fett und Filz – aufgeladen mit Energie

Manches bei Beuys kann man besser begreifen, wenn man dieses Trauma aus dem ersten Weltkrieg kennt. In einem Interview für arte schilderte Beuys 1994 seine Erinnerungen:

„Hätte es die Tataren nicht gegeben, ich wäre heute nicht mehr am Leben. …Dann entdeckten sie mich im Schnee nach dem Absturz meiner Maschine, als die deutschen Suchtrupps schon aufgegeben hatten. Ich war noch bewusstlos und kam erst wieder richtig zu mir nach zwölf Tagen. Die Erinnerungen an diese Ereignisse sind Bilder, die sich mir sehr tief eingeprägt hatten. Ich erinnere mich an den Filz, aus dem die Zelte gemacht waren, an den scharfen Geruch von Käse, Fett und Milch. Sie rieben meinen Körper mit Fett ein, damit die Wärme zurückkehrte, und wickelten mich in Filz ein, weil Filz die Wärme hält.“

 

Ob Legende oder Tatsache, die Materialien seiner Kunstaktionen, Installationen und Plastiken waren durch diese Erlebnisse mit einer Symbolkraft und Energie geladen.

 

Komponisten reagieren auf die Kunst von Beuys

 

Der Komponist Matthias Pintscher nimmt uns in seiner Musik mit in den „Dernier espace avec introspecteuer“. Matthias Pintscher reagiert musikalisch direkt auf die gleichnamige Installation von Joseph Beuys aus dem Jahr 1982. Die Materialien, mit denen Beuys hier gearbeitet hat, sind Gips, Bienenwachs, Filz, Stahlstäbe, ein Stativ mit Autorückspiegel eine Fotografie und Fett. Durch einen kaputten Rückspiegel kann man die ganze Skulptur betrachten. Und das ist eine Einladung an den Betrachter, den „Introspekteuer“ sagt Beuys, „sich selbst zu reflektieren.“

 

Osiris

Im Hamburger Bahnhof in Berlin war Matthias Pintscher von „Osiris“ von Joseph Beuys wie vom Blitz getroffen. Diese Pappen auf Leinwand von Joseph Beuys sehen auf den ersten Blick wie ein Schnittmusterbogen für einen Filzanzug aus. „Osiris“ hat Joseph Beuys diese Arbeit aus dem Jahr 1970/1979 genannt, nach dem ägyptischen Gott der Fruchtbarkeit und des Todes. In 14 Teile hatte sein Bruder Osiris zerstückeln lassen und am Ufer des Nils verteilt und seine Frau Isis hat alle Teile gesucht und wieder zusammengefügt. Eine Happy-end war das nicht wirklich, denn Osiris musste fortan im Totenreich leben, während Isis noch unter den Lebenden weilte. “Towards Osiris” komponierte Matthias Pintscher 2005, “Osiris” 2007.

 

Joseph Beuys und das Klavier

 

Einige Male hat Joseph Beuys sich in einer Performance ans Klavier gesetzt und improvisiert. Dabei griff er gerne auf das Repertoire aus den Klavierstunden seiner Kindheit und Jugend zurück. In der Sendung hört man eine Performance mit Nam June Paik aus dem Jahr 1978.

 

Block Beuys – „einzigartige Schule des Wahrnehmens und Wunderns“

so schreibt es das Hessische Landesmuseum Darmstadt. Mit seiner Musik begeht Richard Rijnvos den größten, authentischen Werkkomplex von Joseph Beuys, den sogenannten „Block Beuys“, sieben ineinander übergehende Räume.

 

Raum 3 des Block Beuys ist ein Raum mit zahlreichen Vitrinen und dem bekannten „Stuhl mit Fett“ von 1963. Die Idee: Das Fett verbindet sich mit der Form des Stuhls, das heißt, das organische Wärmeelement, also das Emotionale verbindet sich mit der Konstruktion, dem Rationalen. Diese Verbindung war ein zentrales Thema für Joseph Beuys. Richard Rijnvos fügt in seine Musik Abschnitte aus einem Vortrag von Beuys aus dem Jahr 1985 ein. Das Thema „Aktive Neutralität, Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus.“

 

 

 

Details

Datum:
11. Mai 2021
Zeit:
21:00 - 22:00

Veranstalter

NDR Kultur